Zur Auftaktveranstaltung Open Commons Region Linz

Fotoquelle: Silbermayr Wolfgang CC-by

Am 11.04.2011 feierte Linz im Wissensturm mit seiner Auftaktveranstaltung „Open Commons Region Linz“ den Einstieg in das neue Zeitalter des freien Zugangs zu Wissen und Software.

Dass unsere Gesellschaft schon seit ca. 1994 in einer solchen Zeit lebt ist nebensächlich, weil es darum geht die Vorteile des Zugangs zu freiem Wissen, Daten und Software auch jenen zu vermitteln, die keine ExpertInnen sind.

Woher dieser neue Anstoß zum Umdenken rührt, hat viele Gründe. Und einer davon ist mit Sicherheit, dass sich einfach auch eine Stadt, wie Linz Lizenzkosten für proprietäre Software sparen will, die es auch als freie Software gibt.

Dass im Enduserbereich, wie auch verwaltungsintern noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss, kann man sich gut vorstellen und dies ist nur eine der Herausforderungen, die mit dieser Veränderung einhergeht. Insofern ist eine Initiative in diese Richtung und ausgehend von einer Stadt sehr begrüssenwert, weil sie verspricht, dass hier wirkungsvoller auf verschiedenen Ebenen und langfristig an einer Erweiterung des Horizonts gearbeitet werden kann.

Die Open Commons Region ist noch jung, daher sind die anfänglichen Schwierigkeiten der Vermittlung von Inhalten, die noch nicht ganz in Fleisch und Blut übergegangen sind, zu verzeihen. Nicht sattelfest wird mit „gratis“ und „frei(heit)“ an diesem Abend jongliert und nicht näher auf den immensen Unterschied eingegangen. Das schmerzt die eine oder andere ExpertIn aus dem Publikum.

Dass an so einem Abend das Thema „Creative Commons Lizenz“ als einfache, dankbare Lösung aller Probleme im Umgang mit digitalen Daten und deren Verwertung nähergebracht wird ist nachvollziehbar und als Rezept für die kreative BürgerIn gut verwertbar. Freie Inhalte sind aber nur durch ein starkes und ausgeglichenes Urheberrecht überhaupt möglich. Dass dieser rechtliche Rahmen durch die Aushöhlung dieser Rechte, beispielsweise für die Interessen der Musikindustrie, immer dünner wird, blieb leider unerwähnt.

Der vortragende Linzer Unternehmer des Abends vermittelte recht eindrücklich aus seiner Perspektive, wie Open Source für wirtschaftliche Projekte genutzt werden kann und wie Projekte erfolgreich gefördert werden können, verabsäumt aber erfolgreich zu erwähnen, was eigentlich an die Open Source Gemeinde zurückgehen muss, auch wenn man mit dem Einsatz von Open Source Technologie Geschäfte machen kann.

Vielversprechend wurde der neue Beirat der Open Commons Region durch den Leiter der Linzer IKT, Gerald Kempinger vorgestellt. Und begrüssenswert sind die durch Stefan Pawel vorgestellten Projekte, wie zum Beispiel dem eigentlichen Recht der BürgerIn auf Zugang zu öffentlichen Daten der Stadtverwaltung (Open Government Data) entsprechend nachkommen zu wollen. Die Stadt Linz hat dazu bereits einen Open Source Wettbewerb "App4Linz" gestartet. Open Government Data, kurz OGD, soll auch das Schwerpunktthema beim ersten Kongress der Open Commons Region im Jahr 2012 sein.

Fraglich bleibt, ob sich die „Open Commons Region“ nicht nur als neue „Linzer Marke" etablieren wird, die Beteiligungmöglichkeiten propagiert, aber in Wahrheit mit wenig bis keinem Budget auskommen muss. Frei heißt eben auch in diesem Sinn nicht gratis.