Die Free Software Foundation Europe (fsfe.org) beschäftigt gerade ein Vorschlag zur Abänderung einer EU Copyright Richtlinie die die Entwicklung von Open Source Software massiv schädigen könnte.
Stein des Anstoßes bildet Artikel 13 der Richtlinie "über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt" (zum Volltext), das eigentlich vorgibt zum Ziel zu haben den grenzübergreifenden Zugang zu urheberrechtlich geschützten Werken im Internet zu erleichtern und die Verwertung der Rechte von Autoren und Künstlern (sic!) zu stärken.
So lautet der fragwürdige Passus (der leichteren Verständlichkeit halber etwas gekürzt):
Diensteanbieter der Informationsgesellschaft, die große Mengen der von ihren Nutzern hochgeladenen Werke speichern oder öffentlich zugänglich machen, ergreifen Maßnahmen wie beispielsweise wirksame Inhaltserkennungstechniken, um zu gewährleisten, dass die mit den Rechteinhabern geschlossenen Vereinbarungen, die die Nutzung ihrer Werke oder sonstigen Schutzgegenstände regeln, eingehalten werden.
Problematisch ist die Formulierung insofern, als die dort vorgeschlagenen Maßnahmen, die eigentlich auf Streamingplattformen wie Youtube u. Ä. abzielen sollen, auch auf Open Source Entwicklungsplattformen wie GitHub, Gitlab und Stack Overflow anwendbar sind. Für ebenjene Plattformen würde nun ebenso gelten, dass sie den hochgeladenen Inhalt, in diesem Fall Code mit Inhaltserkennungstechniken analysieren müssten.
Ich denke hier nur an das Cultural Broadcasting Archive, das Archiv der Freien Radios Österreichs, das zwar schon vor einigen Jahren unter massiven Anstrengungen ein Tool entwickelt hat, das die/den aktive/n User darauf hinweist, dass sich im hochgeladenen Audiofile Musik befinden könnte, die eventuell urheberrechtlich geschützt ist und ein manuelles Eingreifen erfordert. Trotz allem ist dieser Prozess nur deshalb möglich, weil es sich um einzelne, für sich allein stehende Audiofiles handelt. Würde man das Prinzip auf größere Kollaborationen umlegen, so wäre ein manuelles Editieren sicher nicht möglich und Content würde von automatisierten Filtern entweder durchgelassen oder zurückgehalten. Stehen die Codestücke, wie bei Software üblich, in irgendeiner Form von Abhängigkeit, wäre das das Aus für die gesamte Software.
Darüberhinaus scheint es aus mehreren Gründen kaum möglich die erforderlichen Methoden (Filter) an sich zu realisieren. Sei es aufgrund fehlernder technischer oder aber finanzieller Möglichkeiten.
In einem von FSFE und OpenForum Europe veröffentlichten Whitepaper werden die möglichen Auswirkungen ausführlich und gut verständlich erklärt. Du findest u.a. Antworten auf die Fragen wie freie und Open Source Software Plattformen von der Urheberrechtsreform betroffen wären und welche Auswirkung das auf die Entwicklung Freier Software haben könnte.