Toxische Geschichten

2021
Toxische Geschichten Bild, Grazer Glasfabrik, Foto by Andreas Zingerle

Hyperakkumulatoren sind Pflanzen, die auf Böden mit hohem Schwermetallgehalt gedeihen können und Mineralien wie Kupfer, Nickel, Zink oder Cadmium in ihrer Biomasse speichern. Auf vulkanischer Erde, industriellen Halden oder ehemaligen Berg- und Tagbaugebieten haben sie eine evolutionäre Nische gefunden, in der sie die problematischen Stoffe nicht einfach ignorieren oder umgehen, sondern zu einem hohen Anteil in sich aufnehmen. Die gespeicherten Schwermetalle können extrahiert und weiterverwendet werden, wodurch die Pflanzen zu biologische Erzminen werden und sich über die Jahre Böden sanieren lassen. So auch in Industriegebiete und Mülldeponien, die sich im Österreichischen Altlastenatlas befinden.

Soweit die Theorie. Bereits in den 60ern wurde ein Verfahren entwickelt, um Erze aus Pflanzen zu extrahieren und pflanzlichen Erzabbau zu ermöglichen. Diese Grundlagenforschung wurde jedoch von einer Investmentfirma finanziert, die sich die Patente zur kommerziellen Nutzung sicherte, aber nicht weiter verfolgte. Die Forschung ging zaghaft weiter und auch wenn nun die Patente ausgelaufen sind, so stellt die momentane unwirtschaftlichkeit der Verfahren die Forschung infrage.

In ihrer künstlerischen Arbeit “Toxische Geschichten” tauchen Raphael und Andreas in die Thematik ein und präsentieren Geschichten, Ereignisse und Begegnungen, die sie während der prozesshaften Forschungsreise u.a. in der Form eines Audioguides dokumentieren.

Das Projekt “Toxische Geschichten” wird im Rahmen des servus.at Research Lab 2021 entwickelt.

Meht Information über den Kontext ist auf der Artikel von Raphael Perret und Andreas Zingerle in der September 2021 Ausgabe der Versorgerin zu finden.

Raphael Perret und Andreas Zingerle setzen sich seit Jahren in ihren künstlerischen Arbeiten mit der Digitalisierung und den daraus folgenden Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Natur. In vergangenen Arbeiten analysierte Andreas mit dem Kairus Kollektiv Elektroschrott aus Westafrika, Raphael unternahm mehrere Forschungsreisen nach Indien um Recyclingwege und Arbeitsbedingungen zu dokumentieren, Beide Forschungsprojekte wurden bereits beim Art Meets Radical Openness Festival 2016 präsentiert. Ihre künstlerische Forschung wird laufend publiziert, "Machines of Desire" (2014, Amsel Verlag, Zurich) oder “Behind the smart world” (2015, servus.at) und “The Internet of other people’s things” (2018, servus.at).

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