FLOSS & ART - Blower

2011

BLOWER - eine reaktive Installation, die in Logfiles gespeicherte Suchbegriffe in Luftströme umwandelt, und so die häufigsten Schlagworte in ein körperlich erfahrbares Medium transformiert. BLOWER handelt von statistischer Logfileanalyse und Datenrepräsentation. Die Installation ist ans Internet angeschlossen und ermittelt automatisiert mittels Perlskript die Häufigkeit der Suchbegriffe, die InternetnutzerInnen zu einem bestimmten Webserver führen. Maximal 150 dieser Schlagwörter korrespondieren mit 300 gestapelten Lüftern. Dort erzeugen häufig verwendete Suchanfragen einen stärkeren Luftstrom als seltener vorkommende. Ausgehend von der Frage, nach welchen Begriffen gesucht wird, findet man so eine der seltenen Situationen, bei der BesucherInnen ihren Wunsch oder Begehren mitteilen. Die Motivation für den Websiten-Besuch lässt sich so relativ einfach herausfinden.

BLOWER macht dieses statistische Datenmaterial als Luftstrom erfahrbar. Zusätzlich werden die gewonnenen Daten per Bluetooth an die Mobiltelefone der AusstellungsbesucherInnen versendet. Jede BesucherIn einer Website hinterlässt Spuren, egal ob es sich um Menschen oder Software (Suchmaschinen) handelt. Diese Spuren werden in den Logfiles aufgezeichnet. Die Auswertung dieser Protokolldateien lässt Rückschlüsse auf die Nutzung von Websites zu. Auch wenn eine Logfile-Auswertung nichts über die tatsächliche Qualität und den Inhalt der übermittelten Daten aussagt, liefert sie doch eine messbare Tendenz der Bedeutung der Wörter. Zum Beispiel kann eine Logfileanalyse einen Hinweis auf die soziale Relevanz einer Website geben. Ein zentraler Punkt der Arbeit ist die künstlerische Erforschung der Repräsentation von Techniken und Grundlagen, die unter anderem in der Marktforschung für statistische Visualisierungen benutzt werden. Die Kombination aus akkurater Statistik und beschleunigtem Luftstrom stellt sich als absurdes Theater dar, aber auch als Kritik an allgegenwärtiger Datenvisualisierung.

KünstlerInnen: Markus Decker arbeitet seit 1995 an Noise, Techno und audio-visuellen Experimenten.
Seit 1993 hat Karl Heinz Jeron Internetprojekte im Kunst- und Kulturkontext realisiert; bis 2005 in Zusammenarbeit mit Joachim Blank. Er arbeitet an hybriden Projekten, die das Internet und die Informationsgesellschaft thematisieren, sich jedoch in Form von Objekten, Installationen und Events auf den Raum ausdehnen. Von 1999 bis 2006 hat er an der Universtität der Künste Berlin unterrichtet. Seine Arbeiten werden national und international ausgestellt, unter anderem von ZKM Karlsruhe, Ars Electronica Linz, Documenta 10, ICA London, Walker Art Museum Minneapolis.

Als Künstlerin arbeitet Us(c)hi Reiter an konzeptionellen, wie performativen Setups mit unterschiedlichen Medien und kollaboriert mit verschiedenen Gruppen und Künstlerinnen seit 1998. Seit 2005 leitet sie die Netzkultur-Initiative servus.at und beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung von FLOSS (Free/Libre Open Source Software) und dem Einfluss auf digitale Kunst und Kultur.