Fluidic Cookbook – Research Lab Review

Event: 
Montag, 7 April, 2025 - 10:00 to Mittwoch, 23 April, 2025 - 23:00
Location: 
research table with fluidics paper and plexiglas prototypes and explanation sheets. Photo credits: D

Das Fluidic Cookbook ist Teil des Programms „Research Labs 2025”, das vom Verein servus.at (Linz, Österreich) organisiert und unterstützt wurde. Die Residency verfolgte zwei Ziele: die Erstellung eines Konzepts und einer narrativen Struktur für eine zukünftige Publikation zum Thema Fluidik sowie die Entwicklung eines Prototyps eines Toolkits zum Erlernen der Fluidik.

Das Projekt basiert auf der von Ioana Vreme Moser im Jahr 2019 initiierten Forschung zur Fluidik als alternativem Prozess zur Elektronik, als Analogie zur Computerprogrammierung sowie im weiteren Sinne zu Taschenrechnern und als abweichende Erzählung von den dominanten, technologiebezogenen Erzählungen. Nach sechs Jahren Dokumentation und drei künstlerischen Produktionen zu diesem Thema möchte sie ihre Forschungen in einer eigenen Publikation veröffentlichen, die sie in Zusammenarbeit mit Diane Pricop verfasst. Zudem plant sie eine Workshop-Erweiterung, die sich auf die Praxis des Zusammenbaus ihres fluidischen Alphabets konzentriert, um das Projekt abzuschließen.


Gemeinsam mit der Künstlerin Ioana Vreme Moser wurden wir von Davide Bevilacqua eingeladen, am Research Lab 2025 teilzunehmen, einer kreativen Residenz, deren Ergebnisse nach und nach durch eine Reihe von Veranstaltungen im Laufe des restlichen Jahres und des darauffolgenden Jahres entstehen und in der für 2026 geplanten Biennale Art Meets Radical Openness gipfeln werden. Das vom Verein servus.at für dieses Jahr vorgeschlagene Thema basiert auf der Ideologie des Slow Computing und bietet die Gelegenheit, die Fluidik aus der Perspektive einer Technologie zu erforschen, die aufgrund ihrer Langsamkeit als unpraktisch und unproduktiv gilt und daher verschwunden ist.

Während unseres Aufenthalts haben wir die Prinzipien der Fluidik aus praktischer Sicht neu betrachtet, die Geschichte dieser Technologie erforscht, die in den 1930er Jahren zeitgleich in der UdSSR und den USA entwickelt wurde, und nach Beispielen antiker mechanischer Prozesse gesucht, die durch Flüssigkeiten (Wasser oder Luft) angetrieben wurden und in der Lage waren, eine Berechnung in der einen oder anderen Form auszuführen. Dies betrifft den Zeitraum von der Antike bis zum Ende der industriellen Revolution. Aus dieser Forschung haben sich eine Reihe konzeptioneller Fragen ergeben, die wir insbesondere im Hinblick auf Medienarchäologie, Kybernetik und das Dearchivieren als politischen Akt untersuchen wollen.

Vor dem Forschungslabor haben wir uns mit Davide Bevilacqua über die Ausrichtung dieses Aufenthalts geeinigt und eine Reihe von Aktivitäten festgelegt, die für einen reibungslosen Ablauf wichtig sind.

1. Die Recherche selbst

Für diesen Teil haben wir zunächst einen Überblick über die von der Künstlerin bereits erworbenen und genutzten Unterlagen erstellt, um unseren zukünftigen Bedarf zu ermitteln. Dazu haben wir Diagramme angefertigt, um die Konvergenzpunkte zwischen den historischen und technischen Aspekten hervorzuheben. Dies ermöglichte es uns, die Verbindungen zwischen all diesen Elementen herzustellen und Überlegungen zum narrativen Rahmen der Veröffentlichung anzustellen. Gleichzeitig haben wir Recherchen durchgeführt, um Lücken in der Dokumentation zu füllen. Um einen menschlichen Rhythmus einzuhalten, werden wir diese Arbeit auch außerhalb der Residenzzeit fortsetzen. Wir haben auch die Fragen zur Kenntnis genommen, die das Publikum während der letzten Ausstellungen von Ioanas Arbeiten aufgeworfen hat. Unsere zahlreichen Diskussionen haben uns dabei geholfen, einen konzeptionellen und kritischen roten Faden zu finden. Die zahlreichen Treffen während des Aufenthalts brachten auch neue Fragen und relevante Kommentare hervor. Sie gaben uns eine Vorstellung von den gegenseitigen Wahrnehmungen und somit wertvolle Informationen für die Anpassung der Schriftsprache.

2. Eine Präsentation der Künstlerin und ihres Projekts

Im Geiste der Offenheit organisierte das Team von servus.at eine Reihe kostenloser Veranstaltungen für die Gemeinschaft und die Stadtwerkstatt (STWST), das Vereinsgelände und Zuhause der Residenz sowie Nährboden unabhängiger und sozial engagierter Kultur. In ihrer Präsentation am 16. April beschrieb Ioana ihren künstlerischen Ansatz anhand einer kurzen Geschichte ihrer früheren und noch laufenden Projekte bis zu dem Moment, als die Fluidik in ihr Leben trat. Anschließend erläuterte sie die Ursprünge von Technologien und komplexen Mechanismen, die durch Wasser angetrieben werden, anhand einiger historischer Beispiele, bevor sie die in der Fluidik verwendeten Verfahren darlegte, insbesondere die Analogie zum Betriebssystem der Elektronik. Schließlich legte sie die Gründe dar, warum diese Technologie von der technischen Industrie aufgegeben wurde. Abschließend stellte sie ihre Fluidik-Projekte Fluid Memory (2019–2020), Fluid Alphabet (2022–2023) und Fluid Anatomy (2024–heute) vor und skizzierte die Fortschritte ihrer Forschung sowie ihre Hoffnungen für zukünftige Entwicklungen. Die Präsentation endete mit einer Fragerunde, einer Einladung zur Teilnahme an den Open Labs in den folgenden Tagen und einem Moment für informelle Gespräche.

3. Zwei Open Labs

Die Open Labs, die auf die Präsentation folgten, waren als eine Form der Vertiefung der Fluidik-Praxis und als Bewertung des Verständnisses eines informierten oder uninformierten Publikums gedacht. Ziel war es, einen kreativen Workshop zu konzipieren. Als pragmatische Übung identifizierte Ioana die fluidischen Formen, die benötigt werden, um einen potenziell funktionsfähigen fluidischen Schaltkreis zu erstellen. Sie entwarf das entsprechende schematische Diagramm und verfasste den Funktionsplan. Diese wurden dann wie bei einem Spiel auf Karten gedruckt. Die Teilnehmer des ersten Open Labs am 17. April konnten versuchen, gemeinsam ein Schieberegister nachzubauen, indem sie die richtigen Karten zu einer logischen Schaltung zusammensetzten. Wir konnten den Grad des Verständnisses jedes Teilnehmers beobachten und Feedback einholen, um die Lernmethoden zu verbessern. Am darauffolgenden Tag (18. April) ließen wir das Open Lab bewusst offener für Debatten und Diskussionen, was es uns ermöglichte, Standpunkte von Einzelpersonen aus den Bereichen Pädagogik und Wissenschaft zu sammeln und damit neue Referenzen zu untersuchen.

4. Ein Podcast über das Forschungslabor

In der letzten Phase unseres Aufenthalts wurden wir von Davide Bevilacqua für einen Podcast interviewt. Das Interview wurde mit den Kanälen und der Ausrüstung von Radio FRO, einer anderen Aktivistenvereinigung und STWST-Bewohnerin, aufgenommen wurde. Während des Interviews gab Ioana eine kurze Erläuterung der Fluidik und ihrer künstlerischen Vision. Dabei wurden Soundeinlagen ihrer Installationen eingespielt. Anschließend sprachen wir über die Höhepunkte der Residenz, unsere jeweiligen Wahrnehmungen und unsere Zukunftspläne. Über die für dieses Forschungslabor gesetzten Ziele hinaus haben wir den wesentlichen Aspekt hervorgehoben, diese vergessenen Technologien durch das Erzählen von Geschichten wieder ins Bewusstsein zu rufen, die Bedeutung der Rolle der künstlerischen Forschung in diesem Ansatz und die zugrunde liegende politische Botschaft, die sie trägt. Vor allem aber haben wir den Reichtum des menschlichen Aspekts dieser Erfahrung hervorgehoben, insbesondere die unterschiedlichen Kenntnisse und Erfahrungen des Künstlers, des Kurators und anderen Beteiligten, die sich für die Entwicklung des Projekts als vorteilhaft und fruchtbar erweisen. Podcast link: https://cba.media/720402

Kurz gesagt, das Forschungslabor hat es uns ermöglicht, die mit dem Projekt verbundenen Fragen zu erforschen, die nicht unbedingt eindeutige Antworten erfordern, sondern vielmehr die Eröffnung eines Dialogs zwischen verschiedenen Denkweisen, die manchmal gegensätzlich sind, manchmal konvergieren, sich aber letztendlich immer überschneiden. Der Publikationsprozess ist in vollem Gange und wird durch künstlerische Veranstaltungen unterbrochen. In der Zwischenzeit finden Sie weitere Informationen über das Projekt von Ioana Vreme Moser in einer aktualisierten Version unseres Blogbeitrags Form For Fluid Computer, der im März 2025 in Versorgerin veröffentlicht wurde.

Report von Diane Pricop, zuerst veröffentlich auf https://obsolete.studio/en/portfolio/fluidic-cookbook-research-lab


Projekt-Veranstalter : servus.at

Gefördert durch: Jahresprogramm 2025 von Linz Kultur, Land Oberösterreich, and Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport gefördert.

Unterstützt von:  Goethe Institut & the EU via Culture Moves Europe

Residency: 
7 - 23 April 2025

Events : 
Artist talk : 16 April 2025
Open Labs : 17 and 18 April 2025
Podcast : 22 April 2025 

Location : 
Clubraum, STWST, Linz, Austria

Dieses Projekt wird durch das Mobilitätsprogramm  Culture Moves Europe unterstützt: Diese Arbeit wurde mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union erstellt. Die hierin geäußerten Ansichten können in keiner Weise als offizielle Meinung der Europäischen Union angesehen werden.