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Für die Versorgerin Juni 2005

1996 konnte mit der Gründung von servus.at und der Idee, eine unabhängige Struktur für oberösterreichischen Kunst und Kulturschaffende aufzubauen, eine VorreiterInnenrolle eingenommen werden. Bereits vor dieser Zeit lag die Vermutung nahe, dass dieses nicht so leicht zugängliche, vorerst rechtsfreie Territorium, nicht nur die Kommunikation, künstlerische und kulturelle Praxen verändern sollte, sondern auch schnell für kommerzielle Interessen und die grenzenlose Erweiterung des Kapitals genutzt werden würde. Die Möglichkeit eines unkommerziellen, unbürokratischen Zugangs zum Netz, die "Einbettung" von digitaler Kultur und Kunst in ein adäquates Umfeld, sowie Verbreitung,Vermittlung von neuen, zugänglichen Werkzeugen und Austausch von Wissen,versteht servus.at als "Medienkultur" und wird weiterhin ein Anliegen bleiben.

Den reibungslosen Ablauf, Betreuung und Voraussetzungen, die servus.at in den letzten 6 Jahren für seine UserInnen geboten hat, sind vor allem einer Person zu verdanken. Markus Panholzer (Bundes). Nun auch "Bundes" ist kein Bündniss mit servus.at bis ans Ende seiner Tage eingegangen und es ist nicht weiter verwunderlich, vorerst dem Wunsch unter einer lauschigen Palme zu liegen nachzukommen. Mit den gewachsenen Anforderungen ist es allerdings nicht so einfach, diese Stelle nachzubesetzen. Im Moment geht es um die Ãœbergabe und Verteilung der administratorischen Anforderungen und "Ausbildung" nachkommender IdealistInnen, die den Abflug zum Palmenstrand noch ein bisschen verzögern. Neben den täglichen Anforderungen und Umstellungs- Gewöhnungsfaktoren, soll es zukünftig in diese Richtung gehen:

servus Community Tables
Mit der Neuheit einer wöchentlichen servus.atBAR im Clubraum ab September soll die Regelmäßigkeit eines Face to Face Treffens forciert werden. Einmal im Monat wird servus.at nach Mitgliedern und Aktiven im Umfeld Ausschau halten, diese einladen und nach Vorstellungsrunden eine Diskussion rund um Medienkultur und Kunst initiieren.

Worklab
Unter Worklab-Basics sollen laufend informelle oder grösser angekündigte Worklab-Situationen stattfinden. servus.at will sich vor allem den Hemmschwellen von Kulturproduzentinnen im Umgang mit alltäglichen Tools (email, Web, Wiki, Protokolle, Verschlüsselungen,...) zuwenden. Die Verwendung von Open Source Software oder Alternativen zu kommerziellen Produkten sollen gemeinsam erforscht werden können.

/// Processing (Bildschirmschoner oder coole Sache?)

Processing ist eine am MIT entwickelte kostenlose Software, die auf allen Plattformen verwendbar ist. Es ist eine geeignete Software, um einen leichten Einstieg in Grafik-Echtzeitprogrammierung zu lernen. Anhand einer sehr guten Dokumentation ist es möglich, sich Basic Skills anzueignen. servus.at versucht mit einer kleinen Gruppe von Interessierten im Worklab an Experimenten im Umgang mit dieser Software zu arbeiten. http://www.processing.org

/// Telekinetics Workshop / digitalanalog

Mit der Künstlerin Michelle Terran will servus.at mit Interessierten an lebendigen Alltagsgegenständen arbeiten. Die Verwendung des Internets, das regungslose Starren in einen Computer, führen zu dem Erfolg, dass auch Menschen, die knapp neben einander sitzen, nicht mehr miteinander kommunizieren sondern emails schreiben. Mit einer Portion Ironie und der Möglichkeit eines Wireless Access Points sollen analoge Alltagsgegenstände zum Leben erweckt werden. Link

/// Schwerpunkte 200X
Mit einer startenden Reihe von "Public Interventions" wird servus.at den Clubraum verlassen und an die frische Luft gehen. Vor allem lokale Aktivitäten und vorhandene Möglichkeiten wie zb. Streaming und einem Wireless Access Point sollen dadurch in Szene gesetzt werden und zeitgenössische Formen der Bild und Tonproduktion in den Mittelpunkt stellen.

/// "Mehr Kontrolle für mehr Sicherheit"
bleibt aktuell und servus.at will mit der Initierung des Projektes "Public Scan/Nothing to hide?" Human Tracking Systeme unter Verwendung von RFID Chips in den Focus rücken. Dabei werden künstlerische Strategien und praktische Anwendungen der Unterwanderung solcher Entwicklungen behandelt werden. Auf mehreren Schienen (Radio Fro, Experimente, Worklab, Diskussionen, Installation) soll dieses Projekt in verschiedenen Kooperationen erarbeitet werden koennen.

In diesem Zusammenhang will servus.at den Verein FoeBuD einladen, um über die Rolle der Kunst und künstlerischer Praxis im Zusammenhang solcher Entwicklungen zu diskutieren. Rena Tangens ist Medienkünstlerin und Initiatorin des Vereins FoeBuD und der Initiative BIG BROTHER AWARD. Mit Hilfe dieser Initiative wurden Lücken dieser technologischen Entwicklung aufgespürt und öffentlich gemacht.

Im Moment arbeitet dieser Verein an einem "DataPrivatizer". Dieses Gerät soll es zukünftig ermöglichen, nichtwahrnehmbare RFID-Ettiketten und Lesegeräte aufzuspüren. Der Prototyp des in der Entwicklung mit Stiftungsgeldern der Stiftung Bridge unterstützten "DataPrivatizer" ist bereits fertig- und vorgestellt worden. FoeBuD arbeitet mit KünstlerInnen an Strategien des Alltags im Umgang mit solchen Entwicklungen. Wie kann man durch einfache Tricks unbeobachtet bleiben?