@ DevLoL / Glitch Art und die politische Dimension des Fehlers in der digitalen Kunst, Nina Wenhart

Event: 
Donnerstag, 5 Dezember, 2013 - 18:00 to 19:00

servus CoreNightHikes
Zum Kern der servus Community zählen zahlreiche Kunst und Kulturschaffende.
Mit den „CoreNightHikes“ stellen wir die Frage, mit was sich unser nahes Umfeld und die servus  Community aktuell beschäftigt. Wir laden KünstlerInnen ein uns einen Einblick in ihre aktuellen Projekte zu geben und freuen uns auf die Qualität physikalischer Treffen in unterschiedlichen Linzer Initiativen.
www.servus.at

CoreNightHike @ DevLoL
Donnerstag,5.12.2013 - 18:00 -19:00
Glitch Art und die politische Dimension des Fehlers in der digitalen Kunst, Nina Wenhart
Glitch Art beschreibt eine Kunstrichtung, die absichtlich Fehler provoziert, indem Source Code umgeschrieben oder Hardware manipuliert wird. Diese Fehler werden als äthetische Resultate präsentiert, verweisen implizit aber auch auf Fehler eines übergeordneten Systems. Denn nicht nur der Bildvordergrund, sondern auch die zugrunde liegende Technologie wird hier thematisiert. Als wünschenswert wird das erachtet, was ansonsten als Ärgernis gilt. In dieser Umkehrung/Relativierung von Noise und Signal liegt auch ein politisches Moment. Es wird unter anderem auf die Geschlossenheit kommerzieller Codecs und Technologien verwiesen. Indem die aufgebrochen und “terrorisiert” werden, zeigt sich der Effekt von kommerziell-politischen Restriktionen von technologischen Artefakten auf unsere Wahrnehmung und wird der Fehler zum Mittel gelungener Kommunikation. Im Aufbrechen geschlossener Entitäten tritt jenseits der aesthetischen Absichten auch eine politische Dimension zu Tage. Die Nähe von Glitch Art Strategien zu Hacking entblößt nicht selten kommerzielle Strategien, die hinter Zugangsbeschränkungen wie Copyright und standardmäßig implementierter Obsoleszenz technologischer Produkte stehen. Spielerisch und ernst wird über
das Mittel des Fehlers das Versprechen vom permanenten Fortschritt (digitaler) Kultur in Frage gestellt.
Nina Wenhart ist Medienkunsthistorikerin und unabhängige Forscherin mit einem Schwerpunkt auf Glitch Art und Archivierung von digitaler Medienkunst.