"Während die Präzison und Zähigkeit der meist männlichen Programmierer digitale Maschinen immer weiter entwickeln und am Laufen halten, waren es genau diese Eigenschaften, die jahrhundertelang über die Qualität einer Frau entschieden und direkt an ihren Nadelarbeiten abgelesen wurden. Digitalisierung und Rationalisierung verändern heute noch immer unsere Gewohnheiten. Doch warum lässt sich der Umgang mit Technik so schwer gendern? Auch für textile Arbeit gilt das. Beharrlich werden diese Tätigkeiten mit einem bestimmten Geschlecht verbunden, in der Realität des Alltags, wie in ihrer Bewertung. Heute sind es die Märkte des Kapitalismus und das Verhalten der Konsument_innen, die die Bedingungen bestimmen unter denen Textilarbeiter_innen leben. Das hohe Aufkommen - alle Menschen brauchen seit ihrer ihrer Geburt vielfältigste Textilien - machte die Textilindustrie zum Vorläufer von Entwicklungen: Lochkarten organisierten den Jaquardwebstuhl 200 Jahre vor ihrer Verwendung bei den ersten Rechnern. Am Arbeitsplatz und in der Freizeit erleben die meisten Menschen digitale Geräte vor allem an der Oberfläche, den Monitoren. Vergleichsweise wenige Personen haben diese Realität erfunden, die uns nun laufend beschäftigt. Wer kann die dafür verwendeten Programmiersprachen sprechen und wie werden sie erlernt? Welche Formen der Abstraktion verwandeln ausführende User_innen in Gestalter_innen? Mit Nadel und Faden beim Sticken gehen wir diesen Fragen nach, tauschen unser Wissen aus, hören Texte, die uns vorgelesen werden und entwickeln Utopien, wie alles auch anders sein könnte."